Das längste Spiel meines Lebens

Er kam langsam von hinten auf mich zu, Stück für Stück kam er näher. Ich kannte ihn nicht.

Ich spürte die Spannung – vorsichtige Annäherung. Als er schon sehr nahe war, blickte ich kurz nach hinten und was ich mit dem kurzen Blick erhaschen konnte fand ich sehr attraktiv. Ich schaute wieder nach vorne.

Er war jetzt so nah, dass ich ihn fast spüren konnte. Es war mir, als fühlte ich seinen Atem in meinem Nacken. Eine Weile blieb er in einem gewissen Abstand zu mir. Mir waren die Hände gebunden, ich konnte nicht weg oder ausweichen. Es war zu gerade zu eng hier, zu viel los.

Unser Spiel sollte das längste werden, das ich bis dahin erlebt hatte. Ein Kribbeln machte sich in mir breit.

Mal führte er und dann wieder ich. Wir ließen uns Zeit und doch ging alles so schnell.

Um uns herum war, wie gesagt, ziemlich viel los und sicherlich bemerkten einige Menschen was wir taten, doch das störte uns nicht.

Immer wieder trafen sich ganz kurz unsere Blicke und ich hatte jedesmal ein Kribbeln im Bauch. Er sah wirklich gut aus und sein Lächeln war umwerfend.

So viele Menschen um uns. Es wurde enger. Er reagierte auf alle meine Signale sofort. Schob sich langsam immer wieder in den offen Raum, den ich ihm anbot. Zog sich zurück, um mir Raum zu geben.

Ich spürte, wie mich das alles langsam richtig anheizte. Lange Zeit übergab ich ihm die Führung, dann übergab er sie mir wieder. Hin und wieder verloren wir uns, dann warteten wir ab, bis wir uns wieder annähern konnten und das Spiel ging von vorne los. Raus, rein, vor, zurück, hinten, vorne…

Immer wieder umspielte ein Lächeln mein Gesicht. So gut hatte ich es noch nie erlebt. Perfekte Harmonie, aufeinander abgestimmte Aktion & Reaktion und im Spiel miteinander die Zeit vergessen.

Irgendwann war es vorbei. Ich kann nicht sagen, wie lange es genau dauerte. Ein letzter Blick, ein letztes Lächeln. Ich habe ihn nie wieder gesehen.

Am Autobahnkreuz Nürnberg endete unser Spiel. Fast 200 km hatten wir den gleichen Weg.

Als die Ausfahrt in Sicht kam, sah ich im Rückspiegel sein Blinken Richtung Regensburg und ich setzte kurz den linken Blinker Richtung München. Er verstand das Zeichen, schob sich ein letztes Mal neben mich, schaute zu mir rüber und ich hatte das Gefühl, so rote Wangen zu haben wie sonst nach gutem Sex.

Er blieb noch 2 Sekunden neben mir, dann trennte die Abfahrt unsere Wege.

Ich lächelte noch lange.

***

Love.
Anna

PS: Das ist keine erfundene Geschichte, sondern passierte mir vor einigen Jahren wirklich.

Hiermit sende ich einen Gruß an diesen wundervollen Mann, der es so wunderbar verstand, auf der A3 mit mir zu flirten und zu spielen.

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