I kissed a girl

I kissed a girl

Wir tanzen. Es ist voll und laut in diesem Club mitten in der Stadt.

„Ich hole mir noch ein Bier!“ sag ich zu meinen Freundinnen und dreh mich um in Richtung Bar.

Da steht sie vor mir. Und schaut mich direkt an.

„Hi!“ sagt sie und lächelt.

Ich bekomme so spontan gar keinen Ton heraus und spüre wie mir schlagartig das Blut in die Wangen schießt.

Sie schaut mich weiter selbstbewusst lächelnd an und genießt offensichtlich meine Verlegenheit.

Endlich finde ich meine Stimme wieder und sage „Hi.“ bevor ich mich an ihr vorbei durch die Menge drücke und zur Bar gehe.

Was war das denn?

Ich bestelle mein Bier und drücke die kalte Flasche an meine Wange, so heiß ist mir plötzlich.

Ich trau mich nicht mal, mich umzudrehen, um zu sehen, ob sie noch da ist.

Selten habe ich eine schönere Frau gesehen, aber es war nicht ihr Aussehen, das mich in ihren Bann zog.

Es war ihr Blick, der mich so ungeniert fesselte. Das selbstbewusste Lächeln und das leicht gehobene Kinn, nicht überheblich, sondern herausfordernd! Und gleichzeitig lag in ihren Zügen keinerlei Härte, sondern sinnliche Weiblichkeit.

Ich merke, dass ich immer noch mit meinem Bier am Ende der Bar stehe und mich nicht traue, mich umzudrehen.

Rechts neben mir stehen einige Männer, einer davon sieht mich neugierig an. Ach ja, ich halte ja immer noch die kalte Flasche an meine Wange. Schnell setze ich sie wieder ab und werfe ihm einen „puh ist das warm hier“-Blick zu. Er lacht.

Links neben mir steht eine rießige künstliche Pflanze, deren Blätter meine Schulter leicht berühren.

Gerade will ich mich zum Zurückgehen umdrehen – irgendwann muss ich ja mal zu meinen Freundinnen zurück, sonst vermissen mich die noch – da spüre ich noch etwas anderes.

Jemand steht hinter mir. Nah. Diese Art von „nah“ die man selbst in einem Club bemerkt.

„Ich bin Cloe.“ sagt sie sehr dicht an meinem Ohr. Ein Schauer fließt über meinen ganzen Rücken. Ich bin sicher, dass sie die Gänsehaut auf meinen Schultern sehen kann und bin nicht in der Lage, mich zu bewegen.

Ganz leicht drehe ich den Kopf nach links in die Richtung, aus der die Stimme kam und sage: „Ich bin Anna.“

Dabei nehme ich ihren Geruch war. Ich weiß nicht, ob es ihr Parfum oder der Duft ihrer Haare ist, aber ich spüre wie sich ein Kribbeln in mir breit macht.

Wieder werde ich rot. Ich senke den Blick. Meine rechte Hand hält noch immer das Bier, die linke Hand weiß nicht recht, was sie tun soll und nestelt an der Hosentasche meiner Jeans herum.

„Hi Anna. Willst Du zurück zu Deinen Freundinnen gehen?“ – „Nein.“ kommt es aus meinem Mund und ich wundere mich über mich selbst. Ich sollte schon längst… es ist mir egal.

Ich spüre, wie sie ihre Hand auf meine legt. Ihre Finger schieben sich zwischen meine, während sie meine Hand leicht auf meine Hüfte drückt.

Wow! So etwas habe ich noch nie erlebt. Oder besser gesagt, so etwas habe ich mit einer Frau noch nie erlebt. Mein Verstand spielt verrückt. Was Männer angeht, habe ich ein Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten in meinem Kopf abgespeichert – Erfahrungen über die Jahre hinweg gesammelt, die sich abrufen lassen. Doch hierfür sucht mein Verstand vergeblich nach einem Muster, daher entsteht ein Fluchtreflex in mir. Ich ziehe meine Hand weg.

Oh nein! Warum hab ich das gemacht? Natürlich hat sie meine Reaktion bemerkt und ich spüre wie sie leicht auf Abstand geht. Dabei fühlt sich das hier so verdammt gut an!

Ich drehe mich zur Hälfte um, so dass ich ihr Gesicht sehen kann. Das liebevolle Lächeln in ihrem Gesicht gibt mir Mut zurück und ich sage leise zu ihr: „Sorry, das ist neu für mich“ und sie antwortet direkt in mein Ohr: „Alles gut. Es geschieht nichts, was Du nicht willst.“

Ich weiß, dass ich jetzt ein Signal senden muss, also drehe ich mich ganz herum, hebe die linke Hand zu ihrem Unterarm und streiche mit meinen Fingerkuppen wie zufällig darüber. Kurz, aber doch lang genug, um ein eindeutiges Zeichen zu geben. Sie reagiert sofort und fängt meine Hand auf.

Wieder halte ich ihrem Blick nicht stand und senke leicht den Kopf.

Ich habe keine Ahnung mehr, was um uns herum geschieht, alles außerhalb uns beiden wird unscharf und als sie jetzt sanft mit der anderen Hand mein Kinn berührt um meinen Kopf wieder zu heben, ist mir völlig egal, ob und wer gerade zusieht.

Ich schließe die Augen. Sie kommt mir näher und dann… lassen ihre Lippen einen Hauch von einem Kuss auf meinen zurück. Ich spüre wie diese Berührung durch meinen ganzen Körper zieht und mir den Atem raubt. Ich will nicht, dass diese Millisekunde jemals endet…

… dann schlage ich die Augen wieder auf und endlich kann ich lächeln, als ich sehe, wie auch sie berührt ist von diesem scheinbaren Nichts, das zwischen uns geschehen ist und sich wie Alles anfühlt.

„Wow!“ sage ich, weil mir einfach nichts anderes einfällt. Da lächelt auch sie wieder.

„Wollen wir uns draußen treffen?“ fragt sie mich „sagen wir in einer Stunde?“

„Okay“ antworte ich aufgeregt. Dann lässt sich mich los.

Wie benommen gehe ich zurück zu meinen Freundinnen. „Wo warst Du denn?“ sagen ihre fragenden Blicke durch den Lärm hindurch. Ich zucke nur mit den Schulter und deute auf mein Bier.

Die nächste Stunde kommt mir ewig vor. Ob sie wirklich nachher draußen warten wird?

Als die Stunde rum ist, sag ich meinen Mädels, dass ich müde bin und jetzt nach Hause fahren werde. Wir verabschieden uns herzlich, ich hole meine Jacke und gehe nach draußen.

Sie ist da.

Wie selbstverständlich nimmt sie meine Hand und was dann folgt ist eine der heißesten Nächte meines Lebens… und definitiv eine eigene Geschichte wert.

***

Love
Anna

I kissed a girl


2 thoughts on “I kissed a girl

    1. Anna Frei says:

      Danke liebe Andrea!

      Ja, zumindest in meiner Gedankenwelt kann es so einfach sein. Und vielleicht hab ich ja Glück…! 🙂

      Alles Liebe
      Christina

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